Tullner Zahlenspiele & Überstunden für Joel Schwärzler

Foto: Manfred Binder/NÖ Open

Der Dienstag bei den NÖ Open powered by EVN brachte ein Wechselbad der Gefühle für Fans der heimischen Asse, ein gefallener Favorit und ein abgebrochener Thriller mit Österreichs Zukunftshoffnung in der Hauptrolle.

Dass es nicht der Tag von Filip Misolic, dem in Tulln an Nummer 5 gesetzten Österreicher, war, belegen sämtliche Statistiken. Bei seiner Niederlage gegen den ukrainischen Qualifikanten Vitaly Sachko servierte der Steirer gleich 26 Prozent weniger als sein Gegner – nur 45 nämlich – erste Aufschläge ins Feld. Dazu wirkte auch der Return ungewohnt instabil und führte nur in 33 Prozent aller Fälle zum Punkt. Das Gegenüber schrieb als Rückschläger bei 55 Prozent aller Möglichkeiten an und fixierte letztlich mit 6:3, 6:1 das Zweitrundenticket.

Zu unkostant agierte auch Neil Oberleitner, dessen Match gegen den Tschechen Jakub Nicod ja am Vorabend beim Stand von 1:1 im dritten Satz wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste. Genau wie ersten, mit 4:6 verlorenen ersten Durchgang war es dann auch im letzten ein schwaches Service-Game, welches letztlich ein für Oberleitner doch enttäuschendes Aus brachte. „Beide Male ist mir dieser Wackler passiert. Er hat hingegen hat – genau wie gestern – wieder solide aber auch nicht wirklich übermächtig begonnen. Schade, aber solche Matches muss man abhaken und seine Lehren daraus ziehen“, so der 25- jährige Wiener.

Im rot-weiß-roten „West-Derby“ zwischen dem Salzburger Lukas Neumayer und dem Tiroler Sandro Kopp gelang es ersterem diesmal sein Gegenüber sozusagen mit dessen eigener Waffe, einem effektiven Service, zu schlagen. So traf Neumayer zwar nur 56 Prozent seiner ersten Aufschläge ins vorgesehene Feld, machte aber damit in 78 Prozent aller Fälle den Punkt. Kopp hingegen platzierte 57 Prozent erste Aufschläge regelkonform, erzielte damit aber nur 19 von 35 Mal (62 Prozent) den Gewinnzähler. Und während Lukas Neumayer drei von acht Breakchancen verwerten konnte, fand Sandro Kopp keine einzige vor. Fazit: 6:4, 6:2 für Salzburg. Am Mittwoch darf Neumayer in der ersten Center Court-Partie ab 10:00 Uhr gegen den an 6 gesetzten Briten Oliver Crawford antreten. Dieser Rang bereits montags den Italiener Lorenzo Giustino in drei Sätzen nieder. „Ich kenne ihn nicht wirklich gut, habe vor Jahren ein einziges Mal gegen ihn gespielt. Aber ich weiß, dass er gut serviert und sein Spiel eher von der Grundlinie und sehr druckvoll aufzieht. Ein richtiges „Ami-Spiel“ halt“, so die österreichische Nummer 320 der Welt über seinen auf Nummer 225 rangierenden und in den USA geborenen und ausgebildeten Zweitrundengegner.

Ein weiterer unter Großbritanniens Union Jack agierender Spieler sorgte für die große Dienstagsüberraschung! Jan Choinski (ATP 276), der sich zuletzt auch für den Hauptbewerb der US Open qualifizierte, eliminierte die über 150 Weltranglistenpositionen besser platzierte Tullner Nummer 1, den Tschechen Vit Kopriva, in einem zunächst plangemäß einseitigen, dann mehr als ausgeglichenen Schlagabtausch mit 1:6, 6:3 und 6:4. Als nächstes trifft Choinski, übrigens in Deutschland geboren, auf „Landsmann“ Marvin Möller, der Lucky Loser Mohamed Safwat mit 6:4, 6:4 aus dem Turnier nehmen konnte.

Den „Rollentausch“ abwenden konnte hingegen die Nummer 2 der Tulln Setzliste, der Schweizer Jerome Kym. Mit 4:6, 6:3, 6:4 fiel der Sieg über den Niederländer Max Houkes knapp aus. Wie knapp, belegt einmal mehr die ATP-Statistik. In Prozent bilanzierten beide Spieler bei Aufschlag und Return haargleich, nämlich mit 68 bzw. 32 Prozent. In absoluten Punkten gewann am Ende Kym 89 der 173 ausgespielten Zähler und Houkes eben „nur“ 84.

Ebenfalls Hochspannung war dann beim vorletzten Match am Center Court angesagt. Dort traf der niederösterreichische Lokalmatador Dennis Novak (31), in Tulln an 8 gereiht, auf den zwei Jahre jüngeren Deutschen Daniel Masur. Und nach einem eher durchwachsenen 3:6 im ersten Satz ließ Novak über immer weitere Strecken Klasse, Routine und Kampfgeist einer ehemaligen Nummer 85 der Welt aufblitzen, schnappte sich das zwölfte Game im zweiten Durchgang und damit das 7:5. In Satz drei zog der Österreicher zunächst mit Break auf 3:1 davon, bekam aber in weiterer Folge dann bei erneut brütender Hitze doch die wachsende Aufschlagstärke seines Gegenüber zu spüren. Letztlich gelangen Masur aber als Rückschläger das nötige Re-Break, später ein weiterer Spielgewinn bei Aufschlag Novak zum 5:4 und am Ende, mit 6:4, der Sieg. Der Deutsche trifft in Runde zwei auf Oberleitner-Bezwinger Nicod.

Für nicht wenige Fans am bestens besuchten Tullner Center Court, war das letzte Match des Tages auch der Höhepunkt des sportlichen Programms am Dienstag. Der Auftritt von ÖTV-Jungstar Joel Schwärzler (18) gegen den russischen Qualifikanten Ivan Gakhov (27). Und, wie erhofft, legte der Jüngere im Duell der hochgewachsenen Linkshänder spektakulär los, überpowerte seinen Gegner sowohl als Auf- wie auch als Rückschläger und führte rasch mit 5:1! Doch plötzlich wurde Gakhov sicherer und Schwärzler fehleranfälliger – eine Kombination, der die beiden ins Tie-Break brachte. Dort zeigte dann allerdings wieder Joel Schwärzler seine unübersehbares Talent und ließ in der Satzentscheidung zum 7:6 nur zwei Gegenpunkte zu. Trotzdem, Gakhov blieb putzmunter, sein juveniler Widersacher wiederum kippte neuerlich ein wenig zurück ins Unkonstante geriet rasch mit 1:3 in Rückstand, kam temporär wieder zurück, verlor aber Satz zwei letztlich trotzdem mit 4:6. Und dem Dienstag ging um ziemlich genau 19:00 Uhr das Licht für ein wirklich regelkonformes Profitennisspiel aus – Abbruch wegen Dunkelheit, den entscheidenden dritten Satz werden Schwärzler und Gakhov mittwochs im zweiten Slot nach 10:00 Uhr bestreiten.

Aber nicht auf und um die Courts herrschte am dritten Turniertag reges Interesse. In der direkt an den Center Court anschließenden VIP-Area erfreute sich der exklusive SPORTLAND Niederösterreich-Empfang hochkarätigen Zulaufs. Nach Grußworten von LH-Stellvertreter und Sportlandesrat Udo Landbauer, Bürgermeister Peter Eisenschenk, Turnierdirektor Florian Leitgeb und ÖTV-Vizepräsident Georg Blumauer nutzten prominente Gäste wie NÖTV-Präsidentin Petra Schwarz, TC Tulln-Obmann Josef Beinhardt oder Ex-Teamkicker Andreas Dober die Gelegenheit zum entspannten aber intensiven Networking. Für Gastgeber Udo Landbauer bieten die NÖ Open powered by EVN den idealen Rahmen auch für ein derartiges Event: „Die Niederösterreich Open sind ein absolutes Highlight im heimischen Sportkalender! Zum vierten Mal in Folge kommt die wunderschöne Region Tulln nun bereits in den Genuss dieses hochwertigen Events, bei dem wir unserer Bevölkerung die Möglichkeit bieten, den Tennissport auf einem großartigen Niveau kennen und lieben zu lernen. Die Zusammenarbeit mit Partnern und Sponsoren ist dafür unverzichtbar und deshalb wollen wir danke sagen. Nur gemeinsam als Sportnetzwerk Niederösterreich können wir die Ziele unserer Sportstrategie 2025 erreichen und Niederösterreich sowie insbesondere unsere jungen Generationen nachhaltig bewegen!“

Zum Finale noch einmal zurück zum sportlichen Programm. Am Mittwoch startet neben der zweiten Einzelrunde auch der Doppelbewerb so richtig durch. Unter anderem mit den Auftritten des Duos Neil Oberleitner/Joel Schwärzler gegen die an 1 gesetzten Deutschen Jakob Schnaiter und Mark Wallner. Und im letzten Match am Center Court treffen Gerald Melzer und Lukas Neumayer auf Blaz Rola und Mohamed Safwat.

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